VSD: Ventrikelseptumdefekt
Ein VSD ist ein Loch in der Scheidewand der Hauptkammern. Er entsteht als Schlussdefekt in der Scheidewand während der fetalen Entwicklung. Somit liegt nach der Geburt ein Loch vor, durch welches das Blut von einer in die andere Kammer fließen kann. Die meisten Defekte sind in der Pars membranacea unterhalb der Aortenklappe und dem septalem Trikuspidalsegel (rechte AV Klappe) gelegen.
Eine genetische Ursache wird vereinzelt vermutet; ein Erbgang ist allerdings nicht bekannt. Nur für den Englischen Springer Spaniel ist eine familiäre Häufung nachgewiesen worden. Weitere prädisponierte Rassen sind: Englische Bulldogge, Keeshond, West Highland White Terrier, Yorkshire Terrier, Shih Tzu, Bassethunde.
Video Zeigt einen VSD im 2 dimensionalen Ultraschall bei einem 7 Monate alten Mischling
Etwas fachliches zur Pathophysiologie für Interessierte:
Der typische VSD als Monodefekt beim Welpen, weist einen links-rechts Shunt (VSD L-R) auf. In der Systole fließt ein Teil des Blutes aus der linken Kammer in die rechte ab, bevor es durch die Aorta die Kammer verlässt. Dieses zusätzliche Blut in der rechten Kammer führt zu einer Volumenüberladung auf der rechten Seite. Diese übeträgt sich über die Lungengefäße auf das linke Atrium und den linken Ventrikel.
Das von links nach rechts fließende Blut überträgt aber auch den hohen Druck des linken Ventrikels auf den rechten. Eine Hypertrophie der rechten Kammerwand ist die Folge. Die Hypertrophie und das vermehrte Volumen rechts führen zu einer relativen Pulmonalstenose mit Erhöhung der pulmonalen Flussgeschwindigkeit.
Diese Mechanismen erzeugen einen erhöhten Druck im Lungengefäßsystem, dadurch kann eine pulmonale Hypertension (PHT) entstehen.
Liegt der VSD hoch in der Pars membranacea, kann der Aufhängeapparat der Aortenklappen geschwächt werden. Das ist der Grund für eine Aorteninsuffizienz (Undichtigkeit der Aorta) in Diastole (Video).
Symptome und Diagnose:
Der Welpe mit einem VSD hat meistens keine klinischen Beschwerden!
Diese treten erst später mit zunehmender Körpermasse auf.
Die klinischen Symptome des VSD L-R Patienten sind meist schnelle Ermüdung, Dyspnoe und Leistungsintoleranz.
Der VSD ist durch Abhören relativ eindeutig zu diagnostizieren. Es besteht ein systolisches Herzgeräusch mit einem Punctum maximum (lauteste Stelle) auf der rechten Brustkorbseite. Gerade bei Katzen ist ein VSD durch Abhören relativ sicher zu vermuten.
Liegt eine Kombination mit einer funktionellen Pulmonalstenose vor kann zudem ein zusätzliches systolisches Ejektionsgeräusch (Auswurfgeräusch) links bestehen. Patienten mit einem VSD nahe der Aorta, zeigen regelmäßig ein diastolisches Geräusch an linker Herzbasis.
Im Röntgen zeigt sich erst bei größeren Defekten und Stauungen eine linksseitige Kardiomegalie. Viele Tiere mit einem VSD haben ein normales EKG.
Video VSD im Farbdoppler
Eine sichere Diagnosestellung ist mit einer Herzultraschalluntersuchung möglich. Hier hilft zudem der Farb- und Spektraldoppler den Defekt zu orten und den Schweregrad zu bestimmen.
Video VSD mit Aorteninsuffizienz
Video VSD bei einem einjährigen Cocker von links apikal. Das Loch liegt in einem aortalen Aneurisma.
Therapie
Kleine Defekte brauchen keine Behandlung. Bei mittleren und großen Defekten welche zusätzlich klinische Symptome zeigen, ist die Gabe von ACE-Hemmern, Diuretika und ggf. von ß-Blockern angezeigt. Die genaue Auswahl und Kombination dieser Medikamente bedarf einer exakten Diagnostik .
Ein chirurgischer Verschluss des Defektes wird in der Tiermedizin noch nicht routinemäßig durchgeführt.