Die Discopathie (Bandscheibenvorfall, Dackellähme) ist ein Sammelbegriff für krankhafte Veränderungen der Bandscheibe. Die weich-elastischen Bandscheiben sitzen zwischen den Wirbelkörpern und ermöglichen den knöchernen Wirbeln eine gewisse Beweglichkeit und puffern diese bei Bewegung ab. Sie wirken wie Stoßdämpfer für die Wirbelkörper.

Bei einigen Hunderassen (Dackel, frz. Bulldogge, Pudel, Beagle, Spaniel)  können die Bandscheiben schon in den ersten Lebensjahren ihre Elastizität verlieren, es bilden sich Kalkeinklagerungen in den Bandscheiben, die röntgenologisch sichtbar sind, ohne dass die Tiere klinische Probleme haben müssen. Die ersten Anzeichen einer Bandscheibenerkrankung treten in der Regel im Alter von 4-7 Jahren auf. Auch bei großen Hunderassen und Katzen können Bandscheibenvorfälle auftreten.

Je nach Lokalisation und Art der Bandscheibenerkrankung können Symptome von reiner Schmerzäußerung bis hin zu bleibenden Lähmungen auftreten. Die Schmerzzustände treten teilweise nur bei besonderen Bewegungen auf. Manchmal reicht ein einfaches Umdrehen des Hundes im Körbchen aus, um Schmerzen hervorzurufen. Besonders schmerzhaft sind Bandscheibenvorfälle im Halswirbelbereich.

Führt ein Bandscheibenvorfall zu Lähmungserscheinungen der Gliedmaßen liegt ein ernster Befund vor. Der Vorfall kann zu einer irreparablen Schädigung des Rückenmarks führen. Insbesondere der Ausfall der bewussten Schmerzempfindung, der so genannten Tiefensensibilität, in einer gelähmten Gliedmaße ist ein sicherer Hinweis auf eine schwere Schädigung des Rückenmarkes.

Diagnostik:

Die Diagnose eines Bandscheibenvorfalls wird nach der klinischen Untersuchung mit einer Computertomographie (CT) gestellt. Je nach Art des Vorfall kann auch eine Kernspinuntersuchung (MRT) oder eine Myelografie (Kontrastmittel-Untersuchung) notwendig werden. Ggf. können beide Methoden miteinander kombiniert werden, um zu einem sichern Ergebnis zu kommen. Durch diese bildgebenden Verfahren kann man die Lokalisation eines Bandscheibenvorfalls genau bestimmen und so an der richtigen Stelle operieren.

Manchmal sind es auch entzündliche Erkrankungen des Nervensystems (z.B. Meningitis), die Schmerzen und Lähmungen ähnlich, wie bei einem Bandscheibenvorfall, verursachen. Deshalb wird bei der Punktion des Rückenmarkkanals im Rahmen der Myelographie immer auch das dabei ablaufende Hirnwasser (Liquor) gewonnen und auf entzündliche Inhaltsstoffe untersucht.

BWS/LWS mit Hemi- und Paraplegie

Bandscheibenvorfälle im Brust-Lendenwirbelbereich werden meistgens durch eine (Mini-)Hemilaminektomie (Eröffnung der seitlichen Wand des Wirbelknochens) mit einer möglichst kleinen Fensterung entfernt. Mit einer Hochgeschwindigkeitsfräse (Rosenkopfbohrer) wird der knöcherne Wirbel eröffnet, um in den Rückenmarkskanal zu gelangen. Danach wird das vorgefallene Bandscheibenmaterial entfernt und dadurch das gequetschte Rückenmark entlastet.

Post OP:

Gelähmte Hunde mit vorhandenem Schmerzempfinden (Tiefensensibilität) fangen in den meisten Fällen ca. 2-10 Tagen nach der Operation wieder an zu laufen. Dazu werden die Tiere in der Klinik versorgt und physiotherapeutisch unterstützt.

Halswirbelsäule (HWS) und Tetraplegie

Bandscheibenvorfälle im Bereich der Halswirbelsäule werden routinemäßig mit einer „Ventral-Slot“- Operation (Freilegen des Rückenmarkes durch eine schlitzförmige Öffnung im unteren Bereich der angrenzenden Wirbelkörper) und ggf. anschließender Stabilisierung der Wirbel mit Knochenzement versorgt.

Der Zugang zur Bandscheibe erfolgt dabei von der Halsunterseite. Diese Methode hat sich bei Hunden bis zu einem Körpergewicht von ca. 30 Kilo gut bewährt. In einigen Fällen wird auch ein Zugang zur Wirbelsäule vom Nacken aus gewählt, dabei wird das Rückenmark entweder durch eine Hemilaminektomie oder eine dorsale Laminektomie freigelegt.

Hierbei wird entweder nur der seitliche Anteil oder der ganze Wirbelbogen abgetragen. Dieser Zugang wird auch bei Tumoroperation im Bereich des Rückenmarkes verwendet.

In der Regel sind die Patienten je nach Schwere der Symptome 1-5 Tage nach der Operation schmerzfrei und bewegen sich fast normal.